Bikepacking vor der Haustür – drei Tage Eder-Diemel-Radweg mit Christoph

Drei Tage, vier Flüsse, zwei Zelte – unsere Bikepacking-Runde von Frankenberg zur Ederquelle und zurück zeigte, dass Abenteuer nicht in der Ferne liegen müssen.

Eigentlich hatte ich im Frühjahr 2021 ein 600-Kilometer-Brevet in der Eifel im Blick, doch dafür war ich nicht fit genug. Stattdessen ergab sich eine bessere Idee: Mein Freund Christoph und ich wollten schon länger gemeinsam eine Bikepacking-Tour unternehmen. Also entschieden wir uns für eine dreitägige Runde direkt vor der Haustür – Start in Frankenberg, drei Tage unterwegs und wieder zurück nach Frankenberg, voll beladen im klassischen Bikepacking-Modus mit Zelt und Kochausrüstung.

Für uns beide war es ein Abenteuer jenseits der alten Triathlon-Trainingszeiten. Christoph hatte mich 2013 beim Ironman-Training unterstützt, ich ihn zum Bikepacking inspiriert. Meine Brevet-Erfahrungen, die Tour entlang des Eisernen Vorhangs und die Transcimbrica hatten gezeigt: Auf zwei Rädern kann man Freundschaft und Freiheit besonders intensiv erleben.


Tag 1 – Von der Eder zur Weser (Frankenberg – Glashütte, 165 km, 740 Hm)

Mit meinen fast 40 Kilogramm Gepäck auf dem Specialized Sequoia fühlte ich mich eher wie auf Nordkap-Expedition als auf einer Heimatrunde. Zelt, Kocher, Ersatzteile, 3,5 Liter Wasser – Minimalismus ist beim Bikepacking nicht gerade meine Stärke. Christoph war etwas leichter unterwegs, aber jeder hatte sein eigenes Zelt und seine eigene Ausrüstung.

Die Route führte uns über den Edersee zur Staumauer, weiter bis zur Mündung der Eder in die Fulda bei Grifte. Ein besonderer Moment: dort, wo „unser“ Heimatfluss in die Fulda übergeht. Weiter ging es bis Hann. Münden – „Wo Werra und Fulda sich küssen…“ und zur Weser werden.

Die Kilometer summierten sich, die Anstiege auch. Am späten Nachmittag war ich ziemlich platt und machte mir Sorgen, ob wir überhaupt noch einen Platz zum Übernachten finden würden. Und dann tauchte am Wegesrand wie aus dem Nichts der verlassene Jugendzeltplatz Glashütte auf – eine perfekte Location. Zwei Zelte aufgebaut, Abendessen gekocht, Abwasch mit Weserwasser erledigt. Müde, aber zufrieden.


Tag 2 – Gegenwind im Weserbergland (Glashütte – Diemelquelle, 143 km, 1.355 Hm)

Am zweiten Tag zeigte das Weserbergland sein Auf-und-Ab-Profil. Neue Radwege waren im Bau, manchmal mussten wir improvisieren. Christoph inspizierte noch einen Tunnel, aber wir mussten woanders lang.

Besonders in Erinnerung blieb mir der heftige Gegenwind – er zerrte an Kräften und Nerven. Christoph, der stärkere Fahrer, verschwand manchmal aus meinem Blickfeld. Doch immer wieder wartete er oder drehte um, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Dieses stille Teamplay machte die Tour so angenehm.

Mittagspause in Warburg, ein kurzer Energieschub. Danach weiter zur Diemeltalsperre und schließlich zur Diemelquelle. Direkt daneben fanden wir am Abend ein wunderschönes Plätzchen an einer Schutzhütte. Dort konnten wir unsere Zelte aufstellen, Wasser schöpfen und uns erholen – ein perfekter Abschluss für einen langen Tag.


Tag 3 – Von Quelle zu Quelle (Diemelquelle – Ederquelle – Frankenberg, 153 km, 1.295 Hm)

Der dritte Tag begann hart: gleich nach Usseln wartete ein steiler Anstieg. Unterwegs machten wir noch einen Fotostopp an der unspektakulären Ruhrquelle. In Winterberg legten wir eine verdiente Frühstückspause ein, bevor es weiterging.

Mittags hielten wir am Lützel-Grill – Currywurst mit Pommes, Mayo und Ketchup. Deftig, aber genau das, was wir brauchten. Frisch gestärkt ging es bergab zur Ederquelle. Ein unscheinbares Rinnsal, das sich Kilometer für Kilometer in „unseren“ Fluss verwandelt.

Wir konnten seine Entwicklung hautnah miterleben – erst Bach, dann Fluss, schließlich die vertraute Ederaue bei Rennertehausen, kurz vor Frankenberg. Mit jedem Kilometer wuchs die Freude: eine perfekte Heimatrunde, abgeschlossen da, wo sie begonnen hatte.


Diese drei Tage haben mir gezeigt, dass man nicht immer weit reisen muss, um Abenteuer zu erleben. Mit 35–40 Kilogramm Gepäck waren wir eigentlich für eine Nordkap-Expedition gerüstet, doch wir fanden unser Abenteuer direkt vor der Haustür. Eine Tour, die ich jederzeit wiederholen würde.


Michael aka Imi

🏃‍♂️ Michael aka Imi

Leidenschaftlicher Läufer, Radfahrer und Kraftsportler aus Frankenberg an der Eder.
Immer auf der Suche nach neuen sportlichen Herausforderungen – und mit Freude dabei, Erinnerungen zu bewahren und zu teilen.

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